Prädiabetes bezeichnet die Vorstufen der Typ-2-Diabetes. Kann man sie frühzeitig erkennen, kann man der Entwicklung frühzeitig entgegenwirken.
Liegt der Blutzuckerspiegel über dem Normalwert, ist aber noch kein Diabetes diagnostiziert, wird dies als Prädiabetes bezeichnet. Mehrere deutsche Forschungseinrichtungen haben bereits Subtypen dieser Diabetes-Vorstufen entdeckt. Die Hoffnung der Forscher: Wenn die Vorstufen besser erkannt werden, kann Typ-2-Diabetes verhindert werden.
Kann man Typ-2-Diabetes verhindern?
Prädiabetes ist nicht gleich Prädiabetes, es gibt sechs verschiedene Vorstufen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungskonsortium in Tübingen und München. Werden die Vorstufen rechtzeitig richtig erkannt, so die Wissenschaftler, kann man die Entwicklung der Volkskrankheit Typ-2-Diabetes verzögern oder sogar verhindern. Das klingt gut, wie ein Zug, den man rechtzeitig mittels einer Weiche auf ein anderes Gleis umgeleitet, bevor er entgleist.
Bislang war das nicht möglich, sagt Prof. Dr. Hans-Ulrich Häring, der seit Jahrzehnten an Diabetes forscht. Bei Menschen mit Prädiabetes konnte man früher nicht vorhersagen, ob sie Diabetes entwickeln und das Risiko für schwere Folgeerkrankungen wie Nierenversagen tragen. Oder ob sie lediglich eine harmlose Form von leicht erhöhten Blutzuckerwerten ohne nennenswertes Risiko haben.
Für die Prädiabetes Studie wurde der Stoffwechsel von fast 900 Menschen untersucht, die noch als gesund galten, obwohl ihr Blutzuckerspiegel bereits erhöht war. Anhand von wichtigen Parametern wie Blutzuckerspiegel, Leberfett, Körperfettverteilung, Blutfettspiegel und genetischem Risiko sind sechs verschiedene Typen von Prädiabetes identifiziert. Zweitens hat man Daten einer britischen Studiengruppe von 7.000 Personen verwendet. Auch hier hat man die gleichen Subtypen von Prädiabetes gefunden.
Was sind Prädiabetes Untergruppen?
Es gibt drei Gruppen mit geringem Risiko für Typ-2-Diabetes: gesunde Menschen, Menschen mit Übergewicht und relativ gesundem Stoffwechsel und dünne Menschen. Dagegen besteht in den anderen drei Gruppen ein hohes Risiko für Typ-2-Diabetes und Folgeerkrankungen.
Die 3 Prädiabetes Risikogruppen:
- Menschen, die wenig Insulin produzieren und ein genetisches Risiko haben.
- Eine zweite Gruppe mit hohem Diabetes-Risiko sind Menschen mit einer ausgeprägten Fettleber: Ihr Diabetes-Risiko ist so hoch, weil ihr Körper resistent gegen die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin ist.
- Und in der letzten Untergruppe kommt es bereits vor der Diagnose Diabetes zu einer Schädigung der Nieren.
Erkennen von Prädiabetes in der Praxis
Bedeutet das, dass wir in Zukunft weniger Menschen mit Diabetes haben werden, weil wir die Krankheit verzögern oder sogar verhindern können? So weit sind wir noch nicht. Die Forscher wollen in weiteren Studien herausfinden, inwieweit sich ihre Erkenntnisse nutzen lassen, um Menschen in Risikogruppen einzuordnen, sagt Professor Dr. Andreas Fritsche vom Universitätsklinikum Tübingen. Wenn dies funktioniert, kann man Menschen mit einem hohen Risikoprofil frühzeitig erkennen und behandeln.
Diabetes Typ-1 und Typ-2 nicht verwechseln
Derzeit leben allein in Deutschland zwischen sechs und acht Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes. Im Vergleich dazu leben etwa 340.000 Menschen mit Typ-1-Diabetes, darunter etwa 32.000 Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren. Die Ursache für diese Art von Diabetes ist genetisch bedingt und einige Faktoren sind noch gänzlich unbekannt.
Quelle: Die Studie ist in der Zeitschrift Nature Medicine veröffentlicht. Hier können Sie diese Arbeit des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, Universitätsklinikum Tübingen lesen.